Um die Jahrtausendwende überraschten mehrere afrikanische Autoren die Öffentlichkeit mit einer Reihe aufsehenerregender Romane, dazu zählen Ahmadou Kouroumas hochpolitisches Epos Die Nächte des grossen Jägers, in dem er die Vergangenheit eines grausamen Diktators in Zeiten der afrikanischen Befreiungsbewegungen beschwört, Patrice Nganangs Hundezeiten, einem irrwitzigen Vierbeiner-Epos, in dem wir aus der Warte einer zutiefst moralischen Hundenatur das Lebensgefühl einer Generation zwischen Aufbruch und Lähmung erleben, und Nuruddin Farahs prächtig-düsteres Erzählwerk Geheimnisse, das vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs in Mogadischu die rätselvollen Beziehungen einer afrikanischen Familie enthüllt.
Diese Romane waren Grund genug, die literarischen Vorgänger wiederzuentdecken:
Kitereza und seinen halbdokumentarischen Roman Die Kinder der Regenmacher, der uns die Lebensweise einer traditionellen afrikanischen Lebensgemeinschaft näherbringt, Chinua Achebes Okonkwo oder das Alte stirbt, und Wole Soyinkas Aké. Jahre der Kindheit, die beiden Klassiker afrikanischer Erzählkunst, die uns über die Kämpfe zwischen afrikanischen Kulturen und europäischen Kolonialmächten berichten, Mariama Bâs Ein so langer Brief, deren ergreifender Bericht über ein Frauenschicksal in einer afrikanisch-muslimischen Gemeinschaft uns hinter die Mauern einer für Fremde verschlossenen Welt blicken läßt.
Antilopenmond mit seiner Sammlung von alten und modernen Liebesgedichten aus allen Ländern Afrikas ist ganz besonderes charakteristisch für die Art afrikanischen Erzählens, denn viele der alten Legenden und Märchen werden in Reimen und Liedern erzählt. Viele der modernen Lyriker und Liedermacher finden für nahezu alles was ihnen unter den Nägeln brennt ein Gedicht. Begleitet von traditioneller sowie moderner Musik gewährt uns das lyrische Erzählen in Augenblicken von Sentimentalität und Sinnlichkeit, von Wehmut und Leidenschaft einen Blick in die Seele Afrikas.
"Was ich hier schreibe, ist für euch, damit ihr wisst, wo ihr herkommt. Nur so werdet ihr begreifen, wer ihr seid, und wohin ihr geht." Aniceti Kitereza