Zakes Mda:
Der Walrufer
(2006)
,Südafrika
The Whale Caller(2005), aus dem Englischen von Peter Torberg
Der Walrufer ist ein Eigenbrötler, er lebt in einer Hütte in dem Fischerstädtchen Hermanus, abseits vom Rummel des neuen Südafrika. Er flüchtet vor den Touristenströmen, die über den Ort hereinfallen, wenn die Wale aus der Antarktis kommen, um die Wintermonate in der warmen Bucht vor Hermanus zu verbringen
Seit Jahren begrüßt er die Wale mit seinem Instrument, einem Horn aus Seetang, und lockt sie mit der urtümlichen Spielweise seines Instruments zu sich. Besonders ein Glattwalweibchen, das er Sharisha nennt, hat es ihm angetan. Er ist überzeugt, dass Sharisha seine Liebe erwidert, wenn sie zu den Tönen seines Horns tanzt. Bis Saluni auftaucht, die Dorftrinkerin, die in den Kaschemmen von Hermanus zuhause ist. In ihren roten Stöckelschuhen folgt sie ihm überall hin. Ob sie ihn liebt? Sie fragt nicht danach, sie hat ihn sich einfach ausgeguckt. Sie zieht bei ihm ein, entschlossen, sein Leben auf den Kopf zu stellen. Seine Hingabe an das zutrauliche Walweibchen ist ihr ein Dorn im Auge. Und so tobt bald grenzenlose Eifersucht. Saluni zieht alle Register, um die Innigkeit, die zwischen dem Walrufer und Sharisha herrscht zu zerstören.
Mit viel Sinn für das Absurde und mit sardonischem Humor treibt Zakes Mda den Kampf der ungleichen weiblichen Protagonistinnen einem dramatischen Höhepunkt zu. Eine afrikanische Geschichte über die Liebesfähigkeit, die Größe und die Ohnmacht des Menschen.
Der Walrufer ist eine der berührendsten und traurigsten Liebesgeschichten der letzten Jahre.
Zunächst: Den Walrufer oder vielmehr Walschreier Mr. Salukazana, wie er im Roman geschildert wird, gab es wirklich. Ich habe mit seinem Nachfolger in Hermanus telefoniert, er spielte mir am Telefon mit seinem Seetanghorn ein paar Töne vor. Wir suchten daraufhin hier in Deutschland nach einem tonlich vergleichbaren Instrument. Als das ähnlichste stellte sich die Ocarina heraus. Wir haben einen Hornisten ausfindig gemacht, der damit zu Walgesängen improvisieren konnte. Im Geist der Romanfigur aus dem "Walrufer" hat Manfred Giosele auf der Ocarina Melodien entwickelt, die mit den Gesängen der Buckelwale korrespondieren. Er bekam vor den Aufnahmen die Walgesänge, um mehrere Themen zu entwickeln, danach gingen wir ins Studio und nahmen mit ihm die jeweils zu den verschiedenen Textpassagen passenden Musiken auf. Zuletzt wurden sie mit den Walgesängen und dem gesprochenen Text gemischt.
Die Erfahrung speziell aus dieser Produktion war:
Über das Hörbuch wird Literatur immer auf eine andere Art erfahrbar gemacht als über den gedruckten Text. Hier ist die Lesung um die sinnliche Dimension der im Märchenhaften angesiedelten Zwiesprache zwischen Mensch und Tier erweitert. In diesem Sinn wird das Hörbuch zu einem eigenständigen Medium, das gegenüber dem Text einen neuen Raum schafft für ästhetische Erfahrung."
© Angelika Hacker
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