Der leidenschaftliche Lebensbericht einer afrikanischen Frau

Ein so langer Brief

Mariama Bâ
Roman | Autorisierte Hörfassung | 3 CD

Sprecher:  Nina Petri
Bearbeitung und Regie: Angelika Hacker
Produktion: Ulrich Krenkler für SCALA Z MEDIA
ISBN 9783886981380

Mariama Bâ: Ein so langer Brief (1981) ,Senegal

„Une si longue lettre" (1980), aus dem Französischen von Imgard Rathke

In Briefen an ihre Freundin aus Kindertagen schreibt Ramatoulaye von der Trauer über ihren Mann Modou, der durch einen Herzschlag mitten aus dem Leben gerissen wurde. In Wahrheit hat sie ihn aber schon viel früher verloren, als er sie nach dreissig scheinbar glücklichen Ehejahren, in der sie neun Kinder gebar, wegen einer zweiten Frau verliess. Die zweite Frau ist fast noch ein Kind, das dieselben Rechte begehrt wie sie, das bei den Trauerfeierlichkeiten denselben Rang einnimmt.

In den 40 Tagen ihrer Trauer ruft sie die gemeinsamen Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend wach, an die Ausflüge, an ihre erste Liebe, an ihre Heirat. Und an das beiden gemeinsame Schicksal, ihre Ehemänner – nicht unzufällig gibt es die Namensähnlichkeit zwischen ihrem Mann Modou und Aissatous Mann Mowdo - an jüngere Frauen verloren zu haben. Die Wege der beiden haben sich getrennt, nie aber haben sie darüber ihre innere Verbundenheit verloren. Und so ist es Ramatoulaye möglich, in einem fiktiven Dialog mit ihrer Freundin über Verlust, Trauer und Zorn zum Kern ihrer früheren Liebe zurück zu finden.

„Ein so langer Brief“ war das erste Dokument einer Afrikanerin über die Widersprüche und Konflikte, in denen sich Frauen in islamischen Lebensgemeinschaften befinden, die der religiös und juristisch verankerten polygamen Lebensweise der Männer kaum etwas entgegenzusetzen haben. Er erschien zu einer Zeit, als sich die islamische Gesellschaft Senegals, wie damals die Gesellschaften vieler anderer afrikanischer Länder auch, in einer kulturellen und politischen Aufbruchstimmung befanden.

Auch heute, nach mehr als zwanzig Jahren, in denen sich eine immer radikaler werdende Re-Islamisierung abzeichnet, hat Mariama Bâs Bericht nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil. Vielleicht liegt der Grund auch darin, dass sie ihre Geschichte auf so persönliche Weise erzählt, dass sich darin weit mehr enthüllt, nämlich den jedem Menschen innewohnenden Antrieb, entgegen aller Regeln und Konventionen zu seiner Einzigartigkeit zu finden. Ein leidenschaftlicher Bericht, in dem sich auch das tiefe Wissen mitteilt, wie bedeutsam Trauern ist. Dass manche Menschen erst ihren Partner verlieren müssen, um zu sich selbst zu finden.

In Senegal stiess Mariama Bâs Roman zuerst auf ein kritisches Publikum, heute zählt er zu den Klassikern. In der westlichen Welt fand er auf Anhieb eine begeisterte Leserschaft. „Ein so langer Brief“ wurde zeitgleich mit seinem Erscheinen in acht Sprachen übersetzt und noch im selben Jahr mit dem NOMA, dem wichtigsten afrikanischen Literaturpreis, ausgezeichnet. Allein in Deutschland erreichte der Roman siebzehn Auflagen.

  • Auszeichnung mit dem NOMA-Preis für Afrikanische Literatur



Autor:
Sprecher:
Nina Petri
Der Roman
Ullstein Verlag